Was heißt betreutes Einzelwohnen? Bedeutet dies etwas, sie werden
staatlich mit Kameras in jedem Zimmer überwacht? Nein! Zieht bei Ihnen
etwa ein Betreuer ein? Nein, auch das stimmt nicht. Wir können Sie
beruhigen. Es ist anders.
Sie wohnen weiterhin so wie bisher. Das Gute und Neue ist: Sie haben
jetzt jemanden an Ihrer Seite, der Sie begleitet und berät. Sie legen
zusammen mit diesem sogenannten „Bezugbetreuer oder Bezugsbetreuerin“
den Umfang und die Geschwindigkeit fest, mit der Sie ihre Probleme
angehen wollen. Ganz konkret: Sie bringen bspw. wieder ihren Haushalt
auf Vordermann. Wir gehen zusammen Sachen an, die Angst machen wie
Verwaltungssachen z. B. Jobcenter, Sozialamt, Finanzen oder auch
Rechtsfragen (keine Rechts- und Schuldnerberatung). Wir finden eine
Tagesstruktur, die Ihnen entspricht und gut tut. Wir üben, wenn nötig
lebenspraktische Fähigkeiten wie Einkaufen. Dies nennt sich offiziell
psychosoziale Unterstützung im privaten Umfeld.
Oft verursachen psychische Beeinträchtigungen Probleme. Ziel des
Betreuten Einzelwohnens ist es, die Probleme zu mildern oder noch besser
zu lösen. Wir wollen mit Ihnen ihre Selbständigkeit erhalten, aufbauen
und erweitern.
Wie geht das nun?
Sie haben Fähigkeiten. Wir finden diese gemeinsam heraus und
„verleihen ihnen Flügel.“ Stück um Stück erweitern Sie ihre Fähigkeiten
mit unserer Unterstützung. Erwarten Sie keine Wunder, aber Hilfe. Vieles
kann besser werden! Wichtig ist, Sie bestimmen, wo die Reise hingeht,
welche Bedürfnisse im Vordergrund stehen und wie sie leben wollen. Dies
ist unser Kompass. Wir orientieren uns daran und machen einen
gemeinsamen Plan, den „Integrierten Behandlungs- und Rehabilitationsplan
(BRP).“
Diese Aufgaben sind nicht alleine durch gutes „Empowerment“ zu
erreichen, wie die Fachleute sagen. Als erstes muss die Chemie stimmen,
wir sollten uns verstehen. Nicht jede/r kann mit jeder/m. Das ist nicht
schlimm. Wir schauen dann mal, ob die Chemie mit einem anderen
Betreuer:in besser passt.
Dann arbeiten wir geduldig an den Problemen und wir finden Vertrauen
zueinander. Wir planen die nächsten Schritte bei ihnen am Küchentisch
oder woanders. Nun geht es an die mittelfristige Planung. Wie kriegen
wir das hin, wie schaffen Sie es? Wir sind nicht dazu da, Ihnen die
Arbeit abzunehmen. Das „Empowerment“ sagt nämlich nun, dass sie vieles
können und wir gemeinsam dazu einen Plan machen und einen Weg dafür
finden. Ja – es ist möglich und tausendfach bewährt! Jobcenter,
Stromrechnungen, Mahnungen – Sie schaffen es – mit ihrem/ ihrer Betreuer:in.
Wir haben dann eine professionelle Beziehung, regelmäßige
verbindliche Termine und eine Vereinbarung. Gut, bei Krisen geht auch
alles kurzfristig. Unsere Vereinbarung, unsere konkreten Ziele und der
zeitliche Umfang orientieren sich an Ihrem Bedarf und Ihrem Tempo.
Damit wieder vieles besser wird, arbeiten wir zusammen. Dafür müssen
Sie bereit sein, sich auf bestimmte Themen einzulassen. Was ist möglich?